/g/o/d/ \Pamela Neuwirth \Harald Purrer
Clarification [Black Lotus XIII]
Szenisches Story-Telling / Wasserkammer-Installation
STWST Eingangsbereich, Wasserkammer
Part of Exhibition: durchgehend zu sehen
Im Zeitalter des Autoritarismus findet ein Kampf der Narrative statt. Es ist notwendig, klar zu sagen was ist, aber nicht einfacher als nötig. Während die Rechte eine Front bildet, entsteht der Widerstand der Vielen. Langsam, subtil, unvorhersehbar, komplex, wie die unsichtbaren Prozesse der Natur, widersteht das Leben der Zerstörung. Natur ist kein ästhetisches Ornament, sondern die letzte Instanz der Wahrheit. Wer sich in ihr behaupten will, muss sich selbst begegnen und wird verändert werden – oder auch nicht. Die Natur ist endlos, unerbittlich und gleichgültig, das macht sie faszinierend und beängstigend.
Ausgehend von dem ersten Satz in Orwell's Roman „1984“: „Es war ein strahlend-kalter Apriltag, und die Uhren schlugen dreizehn“ entsteht ein Bewusstseinsstrom – von wissenschaftlichen Definitionen über Naturphänomene hin zu Verzerrungen durch Verschwörungserzählungen als alternative Wahrheiten über seltsame Gittermuster am Himmel: ein großer Feind der klaren Sprache ist die Unaufrichtigkeit. Narzisstische Hybris und ein kollektiver Geist aus Parolen trüben Verständnis und Erkenntnis und verrücken die Welt ins Ungefähre. Im Morast der Emotionen rekapituliert sich eine mythische Vergangenheit, sie birgt Unfreiheit und unwirkliche Versprechungen über die Zukunft. Ungleich zu dem existiert eine Natur. Der Lotus steht für die Reinheit und Klarheit des Bewusstseins. Geboren aus Schlamm, entwickelt die Blume eine weiße Blüte, die symbolisch den reinen Geist verkörpert.
Eine Wasserwelt aus Schlamm, die Lotusblume und das Schwarzlicht sind Elemente des szenischen Storytellings – verschlossen, fast versteckt in der Wasserkammer inszeniert als Sanatorium, als eine Oase der Reinigung von dem Dunklen, als poetisch-okkultes Labor zur Wiederherstellung der Wahrheit.
Pamela Neuwirth ist Teil von /g/o/d/ & im Netzwerk von WIMA - Women in Media Arts. Die Konzeptkunst-Praxis umfasst Text, Installation, Tech-Philosophie und bio art. Hypothetische Fragen über die Phänomene werden durch künstliche Interventionen vertieft, um die conditio humana, Zeit und Materie zu reflektieren. Hauptproblem: Die Unendlichkeiten (vs. Tod). Organische und technologische Elemente werden in der Kunst in gravitätische Szenen übersetzt.
Harald Purrer / Künstler / elektronischer Musiker / Anästhesist. 2023 Mitbegründer des Kunstkollektivs /g/o/d/. Entwickler von Soundscapes für Installationen. Recherche, Konzeptentwicklung und Umsetzung des Triptychons über RaumZeit: Purple Haze – fck tempus fugit – (TTT). Mit einem Background in Philosophie und Literatur schrieb er für Times Up's Turnton Gazette oder die Versorgerin. Artist bei stwst48 und ars electronica Themenausstellung 2023 mit MEMESIS – Oracle of the Anthropocene. http://notton.at
Credits and special thx: MC & Gregor Sulzbacher: Support Projektion.